Wieder zurück aus Mexico

96.780 km

 

Grenze USA 29.561593,104.395557 Ojinaga

13.10.2018, Tag 114

Wir sind wieder in Amerika, das merkt man auch sehr daran, dass die Straßenverhältnisse 1000 mal besser sind, breite Straßen, wenig kurven,wenig Verkehr, es ist wieder richtig entspannt, Auto zu fahren und man kommt auch wieder gut voran. Die ersten 200 km war landschaftlich Wüste, mit kleinen Hügeln, auch hier sahen wir einige Schlangen, die sich am Straßenrand sonnten. Nach 200 km erreichten wir Alpine, wo der erste Waschsalon herhalten musste, um endlich dieses Problem auch zu erledigen, es hatte sich inzwischen so viel angesammelt wie noch nie auf unserer Reise.

Was wir bemerken ist, dass wir jetzt, wieder in Amerika, viel entspannter sind. Was ich damit sagen will ist, dass wir jetzt merken, dass wir die letzten 14 Tage, die wir in Mexiko waren zwar sehr genossen haben, aber auch unter einer gewissen Konzentration und Anspannung standen.

Nach dem Wäsche waschen fuhren wir noch weitere 400 km schnurstracks gerade auf dem Highway 10, die Landschaft wurde grüner, es gibt mehr Landwirtschaft, aber auch viele Ölpumpen sind zu sehen. Auch sind wir etwas überrascht über die Größe von Texas, es ist nämlich riesengroß.

Gegen 16h erreichten wir unseren angedachten Übernachtungsplatz Fort Stockton, bzw. mussten wir ja auch unseren Kühlschrank wieder neu füllen, bzw. gab es dann heute den Burger, aber das war der schlechteste, den wir jemals gegessen haben. Da hier in Fort Stockton das Wort Schatten ein Fremdwort ist, die Sonne noch richtig bruzzelte, entschlossen wir uns, noch ein bisschen Richtung Louisiana weiter zu fahren.

Wir hatten 150 km einen richtig tollen Stellplatz in einem City Park, direkt am Wasser ausgesucht, den wir jetzt anpeilten. Wir erreichten ihn gegen 20h, es war bereits dunkel. Aber übernachten war nicht machbar, der Park war durch Baumaßnahmen abgesperrt. Also wieder die Notlösung, wir fuhren weitere 75 km zum nächsten Walmart in Kerrville. Allerdings mussten wir jetzt im Dunkeln sehr vorsichtig fahren, es sind in Massen Rehe unterwegs, was man am Straßenrand leider sehen konnte. Ich umschreibe es mal so, wenn wir 100 am Straßenrand liegende Rehe gesehen haben, während unserer ganzen Zeit hier, ist das untertrieben.

Beim Walmart angekommen, hatte ich noch einen Smalltalk mit einem netten Polizisten, aber das war eher lustiger Art, er hatte Langeweile. Dann saßen wir noch eine Weile vor dem Auto und haben uns über unser Mexikoabenteuer ausgetauscht.

Irgendwie hatten wir beide das Gefühl, wir hätten dort noch eine Weile bleiben können. Aber da wir als Rückreisedatum die erste Novemberwoche angepeilt haben, zieht es uns so langsam Richtung Nordosten.

Was irgendwie lustig ist, unsere mexikanische Handykarte (Telcel) geht hier immer noch. Wir haben eine amerikanische und eine kanadische und sobald die auch nur die Grenze gesehen haben, waren sie tot. 

30°03'42.1"N 99°10'00.5"W

 


14.10.2018, Tag 115, 97.688 km

Heute haben wir lange geschlafen, da wir erst um 11h zu AT&T konnten, um die amerikanische Handykarte aufzuladen.

Da wir auf die Besichtigung des in Houston befindlichen Raumfahrtmuseums verzichten, wir haben beide daran kein Interesse, und nur um Bilder einzustellen, oder nur um zu sagen, wir waren da, wollen wir das nicht tun und da uns auch keine weiteren Punkte in Texas interessieren (Dallas schon gar nicht), klemmten wir uns auf die Interstate 10, wir wollen heute bis zur Grenze Louisiana fahren, was ca. 600 km sind.

Im Auto ist es Dank Klimaanlage schön kühl, sobald man aus dem Auto aussteigt, trifft einen der Schlag, es ist ohne Schatten kaum auszuhalten. Zusätzlich ist hier in Texas eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit, womit wir hier noch gar nicht gerechnet haben.

Das einzige was ich heute noch erwähnen kann, ist dass wir weiterhin unsere Rückreise organisieren. Das Einfachste wäre, wir geben das Auto wieder in Halifax ab, kleiner Hafen und würden von Montreal mit einem 7h Flug wieder nach Frankfurt fliegen, was für Jerry ja das Einfachste und Beste wäre (wäre auch das Günstigste im Moment). Wobei wir hier das Problem haben, dass wir von Halifax nach Montreal (1200 km) kommen müssen. Hierzu wollen wir ein Wohnmobil mieten und gemütlich in 3-4 Tagen rüber fahren. Was aber für uns von der Organisation sehr schwierig ist, deshalb haben wir unseren kanadischen Freund gebeten, uns zu unterstützen und das zu organisieren.

Die andere Alternative wäre Baltimore (riesengroßer Hafen) und dann über Washington DC (riesengroßer Flughafen) nach Frankfurt zu kommen. Wir werden sehen, wie es ausgeht.

 Da das Autofahren ja jetzt wieder so richtig gemütlich ist, läuft wieder Dan Brown, Das verlorene Symbol, als Hörbuch.

29°48'41.9"N 94°22'50.3"W


 

15.10.2018, Tag 116  98.397 km

Übernachtet haben wir gestern in einem schönen, ruhigen City Park in Winnie, Texas. City Parks gibt es hier in jeder kleineren und größeren Stadt, sie bieten Sportmöglichkeiten, Grill- und Spielplätze und die Möglichkeit, mit dem Wohnmobil bis zu 3 Nächten umsonst stehen zu dürfen, oft sogar mit Wasser- und Stromanschluss.

Unser Ziel war eigentlich heute New Orleans. Wir haben eigentlich nur noch 2 Ziele, die wir anschauen wollen, das ist New Orleans und Key West in Florida. Wobei New Orleans heute im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen ist, denn hier regnet es, wie wir es noch nie erlebt haben, Der Regen war so stark und nachhaltig, dass wir sogar mit dem Auto ein paar Mal anhalten mussten, weil man nichts gesehen hat und hier schwimmt auch alles. Ob das jetzt die Auswirkung von dem Wirbelsturm Michael sind, können wir nicht beurteilen. Hier steht alles teilweise meterhoch unter Wasser, was lustigerweise dazu geführt hat, dass Jerry einmal fast verschwunden wäre, weil eine harmlose Pfütze die Tiefe von einem halben Meter hatte.

Da wir unser Rückreisedatum schon fixiert haben und dafür noch 3700 km fahren müssen, die Ostküste hoch und das Wetter auch noch eine komplette Woche so bleiben soll, haben wir uns entschlossen, New Orleans und Key West auszulassen und uns darauf zu beschränken, ein bisschen durch die verbleibenden Staaten zu fahren. Wobei das im Moment heißt, Besichtigung aus dem Auto heraus, da es immer noch regnet und auch so bleiben soll auf dem Weg.

Deshalb haben wir uns auch entschieden, heute auf einem Walmartparkplatz (fester Untergrund) zu übernachten, da hier alles so extrem aufgeweicht ist und wen wir nur ein bisschen von der Straße abfahren, besteht sofort die Gefahr, dass wir stecken bleiben, man sieht an den Seiten sehr viele tiefe Rillen, von anderen, die bereits stecken geblieben sind.

Ach ja und für uns als Erinnerung: wir kamen heute in einen Stau, indem wir glaube ich 4h gebraucht haben, um 10km voran zu kommen. Und das bei extrem strömenden Regen, während man kaum etwas gesehen hat.

Fast vergessen: Kurz bevor der große Regen begann, dümpelten wir noch ein bisschen in den Sümpfen Louisianas herum, wieder eine interessante Klimazone. Wobei wir keinen Alligator gesehen haben, die es ja hier in Massen geben soll.

30°30'02.2"N 90°29'37.5"W


16.10.2018, Tag 117

So wie es jetzt aussieht, wird das Auto am 29.10. in Halifax abgegeben, bis dahin sind es jetzt noch 3600 km. Wir werden uns dort einen Leihwagen nehmen und mit Jerry bis nach Montreal fahren, unterwegs im Hotel übernachten.

Ca. 3 Tage später, das wird sich morgen entscheiden, werden wir mit Air Canada den Rückflug antreten und nach über 4 Monaten wieder deutschen Boden betreten..

Nachdem wir diese Entscheidung jetzt getroffen haben und die letzten Emails raus geschickt haben (wir müssen immer einen Tag warten auf die Antwort wegen der Zeitverschiebung), machten wir uns auf den Weg über die Interstate 10 in Richtung Jacksonville in Florida. Von dort aus geht es nur noch nach oben, nach Halifax.

Somit wird sich unser Reisetagebuch auch etwas verändern, da wir die nächsten Tage eigentlich überwiegend auf der Autobahn verbringen werden.

Laut Internet soll das Wetter für uns wieder besser werden, wenn wir so auf Höhe Virginia sind.

 

Nachtrag:

wir können hier sogar Auswirkungen vom Hurricane sehen, wir sind jetzt 100km im Landesinneren von Panama City entfernt, wir sind dort aber nicht rein gefahren, weil wir uns als Schaulustige das Drama dort nicht anschauen wollen, was der Hurrican vor 3 Tagen dort angerichtet hat.

Hier haben hier ein Erlebnis anderer Art. Es macht uns sehr nachdenklich und nimmt uns sogar mit. Wenn man zuhause Bilder von einem Hurricane gezeigt bekommt, hat man das Gefühl, da hat es ein paar Häuser zerrissen und denkt, das wars, man nimmt das gar nicht so wahr. Aber das, was wir jetzt gesehen haben, war echt furchtbar. Wir sind 100 km von der Stelle entfernt, an der der Hurricane auf das Land traf, ehrlich hier hinten steht nichts mehr. Seit ungefähr 150 km ist fast jeder Baum abgeknickt. Selbst hier hinten ist alles eine Schneise der Verwüstung.

Viele Straßen sind nach wie vor durch umgestürzte Bäume nicht befahrbar. Alles ist abgedeckt und liegt noch rum, man sieht ständig Leute, die versuchen, die Straßen frei zu räumen. Viele Einsatzkräfte, die sich hier gerade organisieren können wir wahrnehmen. Eigentlich sind wir bewusst gar nicht dorthin gefahren, wo es besonders schlimm sein soll, aber das, das wir selbst von hier sehen, sagt alles aus, hier steht nichts mehr. Es ist sehr unangenehm, jetzt hier lang zu kommen.

Was uns auch zu schaffen macht, ist dass hier jetzt die Sonne raus gebrochen ist, es leuchtet gerade, alles könnte normal sein, aber alles ist kaputt, es wirkt surreal.

Das was wir heute erlebt haben hat echt Spuren hinterlassen in uns. Es war ein Erlebnis, was man nicht braucht, aber jetzt können wir das viel besser verstehen und mitempfinden, nachdem wir jetzt diese schrecklichen Auswirkungen mal live gesehen haben Wir haben uns bewusst dazu entschieden, hier keine Fotos von zerstörten Häusern zu schießen und zu posten, sondern nur 2-3 von Bäumen und Schildern. Auch wenn wir uns wiederholen, das was wir gesehen haben war wirklich grauenvoll.

 

Noch ein Nachtrag:

Eins ist für uns absolut schizophren. Hier laufen viele Leute mit Waffen im Holster rum. Frauen, Männer, Jugendliche. Für uns total irrational und beängstigend.

Wir können es einfach nicht nachvollziehen, es ist total daneben, dass man so etwas zulässt.  

 

30°19'24.9"N 82°57'50.1"W


17.10.2018, Tag 118 100.000 km

 

Da wir uns jetzt auf der Rückreise befinden ging es erstmal nur darum, Kilometer zu machen.

Wir sind gestern knapp 700 km gefahren, durch Florida, Georgia, South und North Carolina. Landschaftlich hat sich unterwegs nicht so sehr viel verändert, entlang der Straße sind sehr viele Sumpfgebiete, Flüsse und Wald. Die Temperaturen waren fast die gesamte Strecke immer noch sehr hoch, über 30°C mit hoher Luftfeuchtigkeit, erst gegen Abend, als wir dann North Carolina erreichten, fielen die Temperaturen auf 23°C.

Zu fahren war die Strecke sehr gut, immer gerade aus Richtung Norden.

Mit North Carolina haben wir den 48. Staat von insgesamt 50 besichtigt. Von den 48. besuchten Staaten (es fehlt nur Hawaii und Vermont) sind 2-3 ein bisschen kurz gekommen, andere dafür haben wir ausführlicher erlebt.

Da es schon dunkel war als wir North Carolina erreichten, blieben wir mal wieder bei einem Walmart in Lumberton, wobei dieser einer der besten war, auf dessen Parkplatz wir je übernachtet haben, sehr ruhig, sehr freundliche Security am Auto.

 

 

34°39'55.4"N 79°00'15.9"W


18.10.2018, Tag 119 100.411 km

Wir sind Richtung Virginia/ West Virgina auf der Interstate 95 unterwegs und schreiben unsere Gedanken, Erlebnisse, Erinnerungen der Reise in den Laptop. Wir rollen hier gerade beim Schreiben 300 km vor uns hin, ohne es zu merken, da wir beim Tippen so in Gedanken schwelgen. Wir fassen die letzten 119 Tage mal in Worte, wie wir alles empfunden haben, was wir sicherlich dann auch noch posten werden.

Das Abflugdatum steht jetzt fest. Das Auto wird am 29.10. in Halifax am Hafen abgegeben, am 1.11. fährt es dort los, während wir mit Jerry am 31.10. in Montreal ins Flugzeug steigen und mit Air Canada nach Hause fliegen. Wir werden uns, um von Halifax nach Montreal zu kommen einen Leihwagen nehmen und die Strecke von 1200km fahren und in Hotels übernachten.

Das Auto wird in Hamburg am 11.11. ankommen, von dort holen wir es dann ab.

Wir werden uns heute und morgen einen schönen Platz suchen, an dem wir nochmal geniessen werden. Wir haben jetzt noch 11 Tage bis zur Autoabgabe und noch 2650km bis dort. In Halifax müssen wir das Auto sauber machen und wieder so packen, dass unterwegs auf dem Atlantik nichts verrutschen kann.

Wir sind beide sehr entspannt und glücklich und haben ein „rundes“ Gefühl, die Temperaturen sind jetzt auch wieder erträglicher, 

 

37°38'01.0"N 77°27'24.0"W

19.10.2018, Tag 120

Übernachtet haben wir in Virginia in Richmond. Und hier hat sich der Kreis geschlossen, denn hier standen wir schonmal vor 4 Monaten, als wir auf Anthony gewartet haben. Es ist ein eigenartiges Gefühl, an der gleichen Stelle zu stehen nach dieser Reise, jetzt haben wir Amerika einmal umrundet und was auch bemerkenswert ist, vor 4 Monaten hatten wir hier 45 Grad im Schatten und jetzt sind es gerade mal noch 15 Grad. Hier ist uns dann bewusst geworden, wenn wir jetzt wieder 200-300 km in die andere Richtung fahren würden, Richtung Florida, hätten wir 30 Grad, wenn wir weiter Richtung Halifax fahren, fallen die Temperaturen unter 10 Grad.

Auch bemerkenswert, damals, als wir am Anfang unserer Reise, gerade mal die ersten Tage in Amerika hinter uns hatten, kam uns hier in Virginia alles so fremd und anders vor, die dicken Pickups überall, die Menschen, alles wirkte fremd und anders. Heute, nachdem wir so viele verschiedene Bereiche von Kanada, USA und Mexiko besucht haben, wirkt hier so gut wie nichts fremd, eher fast europäischer als vieles, dass wir seitdem gesehen haben.

Da wir jetzt bei knapp 2000 km bis zum Ziel angekommen sind und noch eine Woche Zeit haben, setzen wir nochmal spontan den Blinker nach links vom Highway runter, wir haben uns nochmal entschlossen über die einsamen Landstraßen Richtung West Virginia zu fahren, um noch ein paar Eindrücke mitzunehmen. Wir kamen durch den Monongahela National Forest in West Virginia, über unzählige kleine Dörfer, nochmal 300 km in das Landesinnere, wir hatten uns einen wunderschönen Übernachtungsplatz heraus gesucht, mitten im Wald, kleine Campsites, kostenfrei, Aufenthaltsdauer bis zu 14 Tage erlaubt. Es ist Herbst, die Blätter fallen und es ist richtig feucht, die Sonne hat keine starke Kraft mehr. Trotzdem lockte uns die Feuerstelle, die an unserem Platz vorhanden war. Das Holz, das wir fanden war leider auch nicht so richtig trocken, aber wir schafften es, nochmal ein Feuer in Gang zu bringen. Mit dem Gedanken, dass es voraussichtlich unser letztes Feuer auf diesem Kontinent sein wird.

 

38°38'10.1"N 79°52'47.0"W

20.10.2018, Tag 121

Heute morgen hatten wir das erste Mal Temperaturen unter 10 Grad, bei 7 Grad und im Regen fuhren wir los. Wir haben uns dazu entschlossen, noch weiter über die kleinen Straßen Richtung Norden zu fahren. Man kommt nicht so gut voran, es ist sehr kurvenreich und innerhalb der Dörfer, die wir passieren, darf man nur 25 Meilen fahren. Aber dafür sehen wir sehr viel, kleine Dörfchen. Überall bereitet man sich auf Halloween vor, alles ist geschmückt, wirkt wie ein Wettbewerb untereinander.

Inzwischen sind wir in Maryland, landschaftlich hat sich nichts geändert, zu dem auch schon stark bewaldeten West Virginia. 

Wir sind heute 450 km gefahren. Die Wälder sehen zu dieser Jahreszeit wunderschön aus entlang der Straße, es ist Indian Summer, die Bäume sind bunt, gelb, orange, rot und leuchten. Es ist wirklich schön anzuschauen.

Übernachtet haben wir auf einem Walmartparkplatz. Das ist jetzt die beste und schnellste Variante, einen Schlafplatz zu finden, ohne lange suchen zu müssen, Seitdem wir auf dem Rückweg sind und nicht mehr gezielt irgendwelche Sightseeingdinge suchen, oder extra Kilometer fahren zu einen Statepark, ist das die einfachste Lösung für uns.

 

39°55'17.8"N 77°36'19.9"W

21.10.2018 km, Tag 122   102.467 km

Ein bisschen fahren wir noch kreuz und quer, da wir noch ein paar Schilder fotografieren wollen, von den Staaten, die wir ganz am Anfang auf der 1. Amerikaetappe nicht fotografiert haben. Wir sind heute durc hdie Staaten Delaware, New Jersey und New York gefahren.Wir haben immer noch Glück mit dem Wetter, es ist zwar richtig kalt und wir haben noch Probleme, uns nach der langen Zeit im Warmen daran zu gewöhnen, aber meist scheint die Sonne, wir haben wirklich über unsere gesamte Reise fast nie Regen gehabt, die Tage kann man ein einer Hand abzählen, wir hatten mit mehr gerechnet.

Es beschäftigt uns sehr, dass wir diese Gegend, in der wir am Anfang unserer Reise im Juni waren jetzt so anders wahrnehmen, nichts erscheint mehr fremd wie am Anfang, Scheinbar haben wir uns an Amerika gewöhnt mit seinen Eigenheiten. Wir nehmen das hier jetzt, wo wir zum 2. Mal in dieser Gegend sind völlig anders wahr. Ich kann mir sogar vorstellen, dass uns ein paar Sachen, die uns zuerst vollkommen fremd waren sogar fehlen werden. Dazu zählt auf jeden Fall der Walmart, den wir wirklich sehr sehr oft besucht haben. Aber auch, dass man auf der Autobahn rechts überholen darf, das wird noch lustig, wenn wir wieder zuhause sind.

Jetzt während wir auf der Rückreise sind, gehen uns sehr viele Gedanken durch den Kopf. Uns fällt auf, dass wir sehr viel richtig gemacht haben, uns gut vorbereitet haben und wirklich viel durchdacht haben, z.b. wir sind ja keine richtigen Camper, wir benutzen das Auto um von Ort zu Ort zu kommen und viel zu erleben, dass wir Heizung, Dusche, WC, Kochmöglichkeit, Kühlschrank, 220V, Kaffeeautomat im Auto hatten und auch spezielle Batterien, um mehrere Tage Strom zu haben ohne zu fahren, oder die Luftfedern für schwieriges Gelände, hat sich als sehr sehr angenehm erwiesen. Warum erwähnen wir das? Wir haben viele Jüngere getroffen unterwegs, die mit sehr viel weniger Mitteln auch eine solche Reise angetreten haben, die aber nicht im Auto kochen konnten, die keine Heizung im Auto hatten und kein WC. Was aber auch ok ist, solange es warm ist und nicht regnet, windig ist oder schneit, oder man in einem Mückengebiet ist, was wir ja auch erlebt haben.

Dem gegenüber stehen dann die Rentner, die wir auch getroffen haben, die sich mit den großen Autos von Campingplatz zu Campingplatz hangeln. Weniger fahren.

Da wir uns mehr bei den Jüngeren einordnen, eher Wildcamper sind und auch oft mal längere Strecken gefahren sind, wenn wir an besonders schönen Stellen waren, Seen, Meer und der Platz es hergab auf mal geblieben sind und auch Straßen gefahren sind, auf denen ein größeres Wohnmobil nicht fahren kann, hat sich unser Wohnmobil als sehr gut zusammen gestellt erwiesen. Allen Anforderungen waren wir so gewachsen.

Das einzige, was wir verändern werden, wenn wir zuhause sind, ist dass wir erheblich weniger mitnehmen und über eine kleine Standklimaanlage nachdenken.

Auch unsere zusätzlich angebrachten Moskitonetze haben dafür gesorgt, dass wir bis auf eine Nacht eigentlich nie mit Mücken im Auto zu tun hatten. Wir wir hier gerade dabei sind, mit das Schönste ist immer gewesen, wenn wir nachmittags/ abends irgendwo angekommen sind, Stühle rauszuholen und den Tag nochmal in Gesprächen zu erleben.  

 

41°29'52.9"N 74°04'22.0"W

22.10.2018, Tag 123

Nachdem wir jetzt in den letzten Tagen gemütlich über Landsstraßen gefahren sind und uns gemütlich Richtung Halifax bewegt haben, jetzt sind es noch 1500 km bis Halifax und zum Ende unserer Reise, haben wir eine Whatsapp bekommen von Marlis und Sandro, den beiden Schweizern, mit denen wir in Kanada einige Tage zusammen unterwegs waren und mit die wir auf dem Dempster getroffen haben und die uns mit Ihrer langen Reise sehr beeindruckt hatten. Sie sind jetzt in Halifax, ihr Schiff hat einige Tage Verspätung. Da wir uns gerne mit den beiden in Halifax nochmal treffen und austauschen möchten, sind wir direkt auf die Autobahn, um die letzten 1500 km so zügig wie es geht hinter uns zu bringen. Deshalb haben wir heute auch eine kleine Nachtfahrt eingelegt, Stimmung war gut, gegen 21.30h stoppten wir an einem Walmart in Maine, Biddeford. Das war dann auch der erste Walmart, wo wirklich Schilder hingen „No overnight parking“, wir aber trotzdem stehen geblieben sind, auch als einziges Auto auf dem riesengroßen Parkplatz. Gegen 23.30h kam die Polizei, hat aber nichts gesagt, nur kurz geschaut und ist dann weiter gefahren. Das gleiche wiederholte sich nochmal mitten in der Nacht und am nächsten Morgen um 7h. Es sah aber eher so aus, als schauten sie nur, ob alles ok ist.

Wir kauften nochmal, ein letztes Mal in Amerika, günstig ein, denn wir werden uns ab morgen wieder im etwas teureren Kanada für eine Woche aufhalten.  

 

 

43°28'26.5"N 70°29'50.9"W

23.10.2018, Tag 124

Jetzt sind es noch 888 km bis Halifax. Davon noch 330 km im Amerika und je näher wir dem Ende der Reise entgegen fahren, desto größer wird irgenwie das Wehleid. Jetzt fallen uns 1000 tolle Sachen ein, die wir erlebt haben und da ja die Tickets gebucht und das Abfahrt- und Abflugdatum feststeht, somit ein noch längerer Aufenthalt nicht mehr möglich, merken wir aber auch, was dem geschuldet ist, dass wir das hier zum ersten Mal machen, dass wir ruhig noch etwas hätten bleiben können, denn Zeit hätten wir ja gehabt. Das Gefühl, dass wir unbedingt zurück müssen, das wir in Mexiko hatten, um alles heil nach Hause zu bringen und uns dann daran zu erfreuen und was auch wirklich sehr stark war, ging immer mehr zurück, je näher wir an Halifax kamen.

Wie gesagt, wir machen das zum ersten Mal und müssen da auch noch Erfahrungen sammeln, was diese Gefühlsduselei angeht, die einen unterwegs auch im Kopf rum schwirrt.

Der Grenzübertritt gegen 13h verlief problemlos, schnellster Grenzübertritt aller Zeiten, 20 sec, keine Fragen. Wofür habe ich den Kühlschrank leer geräumt??

Jetzt sind wir wieder in Kanada. Dort wo alles begann. Aber nachdem wir jetzt Amerika verlassen haben, haben wir auch wieder Kopfkino, dass es alles wunderschön war und dass es jetzt vorbei ist. Es klingt blöd, wiederholt sich auch gerade, aber wir bedauern es wirklich richtig. Hätten wir eigentlich nie gedacht, da Amerika nie unser Favourit war.

Wir haben es wirklich geschafft und das war zu Beginn der Reise nie geplant, alle Staaten bis auf Hawaii zu besuchen. 49 Staaten. Diese Staaten sind total unterschiedlich, in Form ihrer Gesetzgebung, ihrer Bevölkerung, ihrer Landschaft, ihres Klimas. Das so erlebt haben zu dürfen, ist ein Geschenk und wir sind uns bewusst, dass es vermutlich nicht viele Menschen gibt, die die Möglichkeit hatten, Amerika so kennen zu lernen.

Goodbye, Amerika, it was really great, amazing and wonderful to learn about this country.

Eilmeldung:

20.15h fuhren wir in Halifax ein. Somit ist unsere Reise, was die Länder, die Landschaft, das Abenteuer beendet.

Jetzt haben wir noch 5 Tage, in denen wir organisatorische Dinge erledigen, viel schlafen und warten, bis wir das Auto abgeben können.

Jetzt kann nicht mehr viel passieren.

 

Gefahrene Kilometer: 50.000

Tage: 132

Zustand von Rudi: fast gut, bis auf den Datscher in der Windschutzscheibe und ein lädiertes Dachfenster durch Eigenverschulden

 

°45'11.4"N 63°38'42.8"W

dort wo alles begann und sich jetzt der Kreis wieder schließt - Halifax, Nova Scotia

Bild1 und 2: Indian Summer

hier wird es auch Winter, starker Schneesturm, wir sind froh, dass wir nicht 4 Wochen später hier durch müssen

Zusammenfassung- Gedanken-Kosten

 

Hier eine Kostenanalyse, was uns die Reise gekostet hat:

Flüge:

Frankfurt-Halifax, 2 Personen und Hund: 1.700€

Halifax-Frankfurt, 2 Personen und Hund: 1.350€

Verschiffung des Autos nach Halifax: 2.475 €

Zoll/ Hafengebühr Halifax: 100 €

Verschiffung des Auto nach Hamburg: 2.293 €

Zoll/ Hafengebühr Halifax: 220 €

KFZ Versicherung Amerika/ Kanada 6 MO.: 1.700€

KFZ Versicherung Mexiko 6 Monate : 170 €

Krankenversicherung ADAC 2 Personen: 350 €

                                                                                                10.358 €

Sonstiges:

Reparaturen (Seitenscheibe, 4 neue Reifen, Dachfenster):

Seitenscheibe incl Import: 500 €

2 Reifen incl. Import: 240 €

2 Reifen in Kanada: 375 €

2 x a 75 € Ölwechsel: 150 €

Dachfenster: 160 €

Fähre Haida Gwai, 290 €

Fähre Baja California: 170 €

Maut: 272 €

Benzin (50.000km): 3.933 €

Übernachtungen: 675 €

Essen/Trinken: 2.044 €

Essen gehen: 403 €

Luxus (Alkohol, Zigaretten) 1358 €

                                                                               10.570 €

                                                                               -----------------------------------

                                                                               20.928 €

Wenn man jetzt die Verschiffung/ Flüge/ Versicherung mal raus rechnet, sieht man, wie wenig man eigentlich braucht, die Hauptkosten der Reise sind diese drei Posten. Wenn wir uns mehr Zeit genommen hätten und länger hier geblieben wäre, hätten sich die Durchschnittskosten pro Tag weiter reduziert.

Wir sind ziemlich genau 50.000 km gefahren, wir sind vom Atlantik zum Pazifik, vom arktischen Ozean runter bis zur Baja California, quer durch Mexiko und dann über die Ostküste wieder zurück nach Halifax. Zusätzlich sind wir innerhalb Amerikas einen großen Kreis gefahren, sodass wir am Schluss alle 49 Staaten besucht haben. Und wir haben richtig viel gelernt. Über uns. Über das Reisen. Über das Leben selber.

Mit wie wenig man verdammt glücklich und zufrieden leben kann. Wir haben tausende von Eindrücken, die wir mit nach Hause bringen, von denen wir noch lange, lange profitieren werden.

Wir haben mit Eskimos gelebt, wir haben mit sehr vielen Indianern gesprochen und uns wurde diese Geschichte, die ja gerade mal 200 Jahre her ist, sehr nahe gebracht und sie hat uns über eine lange Zeit nicht losgelassen und uns eine Gänsehaut gebracht. Wir haben einsame, abgelegene Orte besucht, an die kaum einer kommt. Wir haben eine große Tiervielfalt gesehen, in freier Natur.

Wir haben sehr viele verschiedene Vegetationszonen erlebt (Tundra, Wüste, Steppe usw).

Wir haben gelernt, die verschiedensten Klimazonen, sagen wir mal, zu überleben.

Was wir gelernt haben, ist dass man mit dem Wetter fahren /leben kann, d.h. wenn man sich im Internet die Wetterprognosen betrachtet, kann man weitestgehend mit der Sonne fahren, was im Grunde aber auch für die Temperaturen gilt. Denn hätten wir uns 1-2 Monate mehr Zeit genommen, wäre es möglich gewesen, sich in Temperaturen zwischen 20-30°C zu bewegen, was heißt, wären wir 6 Wochen später in Mexiko/ Florida angekommen, hätten wir dort auch nicht mehr so eine Hitze gehabt.

Was wir auch verändert haben ist, dass wir nicht mehr gezielt zu irgendwelchen Punkten fahren, um ein Foto zu schießen, was jeder macht, nur um dort gewesen zu sein, z.b. Weißes Haus, Niagara Fälle, Hollywood Schild, wo man sich zwischen Hunderten von Touristen rumschlägt und eigentlich nichts merkt oder spürt von dem Ort, sondern eigentlich nur genervt ist.

Wenn ich aber stattdessen in Tennessee z.b. in einem riesigen Baumwollfeld ganz alleine stehe, spüre ich etwas, etwas besonderes, was wir vorher so noch nie gesehen oder erlebt haben und es ist keiner da, der hektisch Fotos macht und laut ist dabei. zu diesen positiven Erlebnissen zählt auch Tuktoyaktuk am arktischen Meer, Orte, zu denen nicht viele Menschen kommen, die aber beeindruckend sind, landschaftlich und/oder durch die Menschen, die dort leben.

Wir haben lange überlegt, was das Negativste unserer Reise war, was wir nicht wieder erleben wollen. Eigentlich ist es die Geschichte mit der eingeschlagenen Beifahrerfensterseite und die Erfahrungen, die wir in Kalifornien gemacht haben.

Wir als Europäer werden mit Schlangen normalerweise nicht groß konfrontiert, aber als wir in Mexiko waren und diese Menge an Schlangen gesehen haben, ging uns das sehr unter die Haut und wir fühlten uns für eine Zeit nicht wohl. Was für die Einheimischen normal ist, ist es für uns alles andere.

Angst/ gefährliche, unangenehme Situationen gab es eigentlich gar keine, in Kanada schon gar nicht, im unteren Teil Amerikas wurden wir mal kurz mit der Drogenszene konfrontiert. Mexiko war bei weitem nicht so gefährlich, wie ständig überall im Internet erwähnt.

Das Schönste der Reise aufzuzählen ist fast unmöglich, weil fast alles schön war. Wenn wir jetzt mit Gewalt etwas hervorheben müssten, wäre es Tuktoyaktuk, Mexiko und das Indianergebiet in Arizona.

Die Individualität, die wir durch das Auto bekommen haben. Eigentlich sind die schönsten Momente dadurch entstanden, wenn wir spontan den Blinker gesetzt haben, auf kleine Straßen und ein bisschen weg vom touristischen Hauptpfad.

Hier haben wir auch oft die Erfahrung gemacht, dass die Menschen, die dort leben überrascht, hilfsbereit, neugierig und nett waren, nur Positives ist darüber zu sagen.

Wenn es uns irgendwo besonders gut gefallen hat, konnten wir einfach bleiben.

Wenn wir jemandem aus unseren gesammelten Erfahrungen eine Reise empfehlen würden, wer viel Landschaft, Tiere, Wald, Freiheit, ursprüngliches sehen möchte, der sollte bis Calgary oder Vancouver fliegen, sich dort ein Wohnmobil mieten, durch British Columbia, Yukon, North West Territorries und über Alaska zurück fahren.

Oder wer es heiß und staubig mag, flach, sollte z.b. nach Denver fliegen, dort ein Wohnmobil mieten, dann durch Arizona und das Navajo Indianergebiet fahren und durch Utah.

Für die Abenteuerlustigen, denen bewusst ist, dass das Auto fahren jetzt sehr anstrengend, aber machbar ist, der sollte durch die Baja California fahren, ab La Paz die Fähre aufs mexikanische Festland nehmen und dort wieder hoch Richtung USA.

Grenzübergänge:

wenn man sich gut vorbereitet, was ja über das Internet gut möglich ist, alles kein Problem, ein bisschen nervig manchmal. Es waren eigentlich die amerikanischen Übergänge am anstrengendsten, weil die es immer am genauesten wissen wollten und sich manchmal etwas angestellt haben. Wir haben uns hierfür so vorbereitet, dass wir uns über Google Maps eine detaillierte Route über ganz Amerika ausgedruckt hatten, wir haben Kopien unserer heimischen Werte vorgelegt. Auch das hat geholfen, ein Visum für einen langen Aufenthalt zu bekommen.

Was auch wirklich interessant war, auf dem Weg vom Atlantik zum Pazifik durchfuhren wir 5 Zeitzonen, dadurch hatten wir immer wieder einen längeren Tag mit einer geschenkten Stunde.

Während wir auf dem Rückweg richtig zu kämpfen hatten, da dadurch die Tage kürzer werden.

Tanken/ Essen/ Trinken: Tanken war nie ein Problem, selbst in den einsamsten Gegenden, besonders in Kanada. Es ist nur umständlich, weil man meist im Voraus sagen muss, für welchen Betrag man tanken will per Prepay,

Essen/ Trinken: das ist schon sehr anders. Wir freuen uns wie die kleinen Kinder auf unser deutsches Brot, Wurst- und Käsevielfalt, Jägerschnitzel... Das ist auch das, was wir am meisten vermissen. Denn weder in Kanada, USA und schon gar nicht in Mexiko gab es etwas, was unserem deutschen Brot ähnelt.

Während es in Kanada und Amerika zu 95% nur Fastfood gibt, war Mexiko auch nicht so das Highlight, dort gibt es nur Tacos, in allen Variationen, aber anders als wir uns erhofften, sehr simpel gemacht, fade, kaum gewürzt.

Sowas wie ein Restaurant, wo man mal z.b. ein Steak essen kann, muss man wirklich sehr suchen und da wir uns kaum in Großstädten aufhalten, wo das sicher leichter ist, war es so gut wie unmöglich etwas anderes als Fastfood zu finden, Burger, Chicken Wings rauf und runter.

Wir dachten eigentlich viel mehr Gleichgesinnte zu treffen. Aber letztendlich war das nur eine Handvoll, was wir sehr schade finden, da es sehr schön war Erfahrungen austauschen zu können. Aber vielleicht lag das daran, dass wir besonders in den USA sehr abseits der Touristenpfade unterwegs waren und auch in Gebieten, besonders in der Mitte der USA, die sicher kaum Touristen bereisen, weil es kaum Sehenswürdigkeiten gibt.

Was die Menschen betrifft, mit denen wir Kontakt hatten, waren 99,9% der Kanadier freundlich, hilfsbereit, neugierig und meinten auch alles so, wie sie es sagten.

Bei den Amerikanern waren vielleicht 75% freundlich, und vielleicht 60% hilfsbereit. Aber sie erzählen was, laden Dich ein und einen halben Tag später wissen sie nichts mehr davon.

Oder sie brechen einfach ein Gespräch ab, indem sie sagen, have a great day, bye.

Hilsbereitschaft in den USA, wir haben mehrfach erlebt, wenn wir ein Problem hatten und um etwas gebeten haben, dass sie einfach nein sagten, aus Angst vor Regress, falls irgendwas schief geht. Weiter zu hinterfragen waren sie nicht bereit, sie ließen uns einfach stehen.

Was Mexiko betrifft, waren die Menschen hilfsbereit und freundlich, aber leider sind auch viele Sachen an unserem Sprachproblem gescheitert, nicht weil sie nicht helfen wollten, Mexikaner sprechen spanisch.

Wenn man will, kann man in Kanada, USA und Mexiko, ohne einen Euro zu bezahlen, überall eine Möglichkeit finden, zu übernachten.

Was wir auch weitestgehend gemacht haben, hier und da haben wir einen State Park, County Park, oder einen Campground genutzt, weil wir dort Strom, Wasser und Entsorgung, Holz, Feuer hatten. Aber auch weil wir dort SCHATTEN hatten, oft die einzige Möglichkeit, einfach oft in National Parks im Wald.

Wir haben gelernt, wie angenehm und essentiell Schatten sein kann. Was aber noch nicht mal nur was mit dem Auto zu tun hat, sondern auch, wenn wir uns draußen aufhielten,

Internet: es geht, aber es hat uns sehr überrascht, dass es oft Stellen, teilweise große Gebiete gibt, die nicht abgedeckt sind, besonders in Kanada, was mit der Größe des Landes und der Besiedelung zu tun hat. Wenn jemand in die USA reist, würden wir AT&T empfehlen, das hatte die beste Abdeckung. In Mexiko haben wir nur gute Erfahrungen mit Telcel gemacht.

In Kanada muss man ein bisschen genauer hinschauen, dort gibt es Inzone und Outzone Karten, Inzonekarten funktionieren nur in einer Provinz, was beim Reisen keinen Sinn macht. Wir hatten das Gefühl bei dem Anbieter Bell hatten wir die beste Abdeckung.

Zum Leben im Auto:

Wir sind meistens morgens gegen 10h weiter gefahren, überwiegend so gegen 17h erreichten wir unsere Parkposition (mal früher, mal später). Was sehr viel Zeit in Anspruch genommen hat, war das Pflegen unseres Blogs, aber da wir das als Tagebuch/ Erinnerung für uns verwenden, war es das wert.

Kochen lief so nebenbei. Häufig, wenn sich die Möglichkeit bot, grillten wir.

Alle 14 Tage mussten wir mal eine Räumaktion starten, um alles wieder an seinen Platz zu bringen, sauber machen, Wäsche waschen und trocknen.

Wäsche waschen, ich dachte zu Hause, das könnte ein Problem werden, aber überall, selbst im letzten Kaff, findet man in der Regel einen Laundromat mit Waschmaschinen und Trocknern.

Selbst in Mexiko.

Diesbezüglch haben wir auch dazu gelernt, wir haben viel zu viele Klamotten dabei, weniger ist mehr, sauber bekommt man es wirklich ganz leicht.

Warm fahren wir eigentlich schon nach Hause?

Denn wir hätten noch 2 Monate Zeit, was die Auto- und Krankenversicherung betrifft und Heimweh haben wir wirklich auch nicht. Wir haben auch selber sehr lange darüber nachgedacht, warum wir zu der Entscheidung gekommen sind. Wir haben mittlerweile einen tollen Tagesrythmus und sind hier alle 3 richtig glücklich. Nachdem wir das lange analysiert haben, sind wir zu dem Ergebnis gekommen, wir haben so eine lange Reise noch nie gemacht, haben unendlich viele, schöne, eindrucksvolle Erlebnisse, die wir im Moment gar nicht mehr so richtig verarbeiten können. Und irgendwie haben wir das Gefühl, wir müssen das jetzt mal so heil wie bisher zu Ende bringen. Es ist bisher nix Negatives passiert, und es verfolgt uns der Gedanke, wenn jetzt was passieren würde, würde der positive Gesamteindruck, den wir uns erhalten wollen, zerstört. Wir wollen uns das erhalten, wenn wir zuhause sind, nur auf Positives zurück zu schauen. Das klingt irgendwie blöd, ist aber wirklich so und wir bekommen es auch nicht aus dem Kopf raus.

Am Schluss sind es 132 Tage und jeder Tag war ein Abenteuer und ein Highlight.

Was uns auch in bisschen nach Hause zieht, ist dass wir unglaublich gerne nach Portugal möchten zu Lena, portugiesisch essen gehen möchten jeden Tag. Immer wieder hatten wir im Kopf, wenn wir wieder zurück sind, wollen wir direkt nach Portugal, zu gegrilltem Hähnchen, Fisch, Oktopuss, wer die portugiesische Küche kennt, weiß, was wir meinen. Verstärkt hat sich dieser Wunsch immer mehr durch die Essenssituation hier natürlich auch.

Und natürlich, nachdem die Entscheidung gefallen ist, freuen wir uns auch unsere Familie wieder zu sehen. Wir haben zwar regelmäßig Kontakt gehabt über Telefon, was auch nicht ganz billig war, aber mal wieder Drücken und langes, nachhaltiges miteinander Schwätzen ist angesagt jetzt.

Auch ein Grund, dass wir nach Hause wollen, ist dass wir unserem Auto, dass wir sehr zu schätzen und lieben gelernt haben, einen kompletten Check in der Werkstatt unseres Vertrauens gönnen wollen, denn es hat uns jetzt genau 100.000 km durch die Welt gefahren und auch er braucht mal ein bisschen Pflege, damit es noch lange so weiter gehen kann.

Und jetzt kommts, wir unterbrechen nämlich die Reise nur kurz, wechseln den Kontinent, werden 1-2 Monate mit unserer Familie verbringen, einige organisatorische Dinge erledigen und im Dezember in Portugal und Marokko Freunde besuchen (Lena/ Mohammed, wir kommen!), dann noch einige organisatorische Dinge im Januar erledigen. Danach wollen wir, voraussichtlich im Februar die Seidenstraße befahren, was heißt, über die Türkei, Usbekistan, Iran, Russland in die Mongolei.

Das ist auch ein Grund, warum wir hier jetzt die Segel streichen.

Da wir uns dieses Zeitfenster gesetzt haben, fällt es uns leicht, jetzt den Kontinent zu wechseln.

Fazit ist auch, aber das ist unserer Unerfahrenheit geschuldet, wir machen so etwas hier zum ersten Mal, dass wir uns hier und da einfach etwas mehr Zeit hätten nehmen sollen oder länger bleiben sollen. Dort, wo es besonders schön war.

Über das Reisen selber:

Was das Reisen betrifft, haben wir zu Anfang unseres Blogs (Kanada Teil 1) eine Sammlung diverser Zitaten anderer Reisender gepostet, die ihre Eindrücke wiedergegeben haben.

Unsere Eindrücke nach dieser Zeit unterwegs deckt sich 1:1 mit diesem Aussagen, deshalb poste ich es hier nochmal

Für uns die wertvollste Erkenntnis, dass Menschen wirklich überall freundlich sind. Wie sehr sind wir von den Medien beeinflusst zuhause, dass wir immer denken, in anderen Ländern will man uns immer nur etwas Böses?

Aussagen von anderen Reisenden :

Was ratet ihr anderen nach Euren gemachten  Erfahrungen/Erlebnisse ?

Was hat Euch am meisten beeindruckt ?

 

" Wie sehr wir uns in der Welt und in uns Zuhause fühlen. Dass die Menschen grundsätzlich überall freundlich sind. Welche Schätze diese Welt zu bieten hat. Wir möchten keine Sekunde dieser Reise missen. Es ist für uns die bisher schönste Zeit unseres Lebens. Und wir wissen schon jetzt, es wird nicht unsere letzte längere Reise sein. An alle, die noch darüber nachdenken, ob sie es wagen sollen, oder nicht: Tut es! "

(Andy und Sabine 1185 Tage unterwegs)

 

 

 "……….eine super Reise, die wir mit Nichts tauschen würden! Fast alles ist möglich, man muss es nur genug stark wollen! Den Luxus jeden Tag entscheiden zu können, WAS und WANN man was machen will, empfanden wir als sehr schön. Man hat viel mehr Freiheiten, als im alltäglichen Leben daheim."

 

(Michel und Ursi + 2 Hunde 910 Tage unterwegs)

 

" Das größte Abenteuer an unserer Reise ist in unserer Generation wohl das „Losfahren“. Dass wir überhaupt die Entscheidung zu dieser Reise getroffen und den Alltag hinter uns gelassen haben. Und dass wir jetzt die Erfahrung machen dürfen, dass die große, weite Welt so viel weniger beängstigend ist als wir von Zuhause häufig denken. Der Perspektivwechsel, der mit so einer Reise einhergeht und der uns einen Blick von außen auf unseren Alltag vor der Reise ermöglicht, ist extrem spannend."

 

(Ali und Malte unterwegs 395 Tage)

 

" Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freuden, Schönheit und Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's! Reise, reise!

 man wächst mit seinen Aufgaben und wir haben viel gelernt für unser Leben.

Freiheit und eine Familie mit sehr viel gemeinsamer Zeit, dafür sind wir sehr dankbar. So richtig bewusst wird uns das wohl erst bei unserer Rückkehr werden, vor der es uns schon graust wieder bei Null anzufangen.

Auch wenn wir Deutschland den Rücken zugewandt haben um die Welt zu entdecken, es ist ein sehr lebenswertes Land und wir wissen es sehr zu schätzen, das Glück gehabt zu haben dort geboren zu sein. Zuviel Elend und menschenunwürdige Bedingungen sind uns begegnet und machte uns oft unser Privileg und die daraus resultierenden Möglichkeiten bewusst."

 

(Michi und Thorben +2 Kleine Kinder 730 Tage unterwegs)

 

" Die schönsten Teile der Länder zu bereisen und ihre Bewohner kennen zu lernen, an den herrlichsten Plätzen einige Tage zu verweilen, immer sein Zuhause dabei zu haben, Lagerfeuer an schönen Stränden zu machen, andere Reisende treffen und stundenlange übers Reisen tratschen...

Dass wir alle Situationen gemeinsam gemeistert haben. Dass alles irgendwie geht, wenn man es möchte und man zusammen hält."

(David und Claudia  690 Tage unterwegs)

 

"Man wird noch viel ehrlicher zueinander als man es vorher vielleicht schon war.

Wir glauben mit dieser Reiseart am meisten von einem Land und deren Einwohner mitzubekommen. Man hat seinen Reisealltag selbst im Griff und ist nur selten von jemanden abhängig. Wir könnten ewig so weitermachen."

(Sarah und Christian  547 Tage unterwegs)

 

"…. dabei haben wir unendlich viel Neues begriffen.

 Jetzt oder in der Zukunft! Der erste Schritt ist immer der Schwerste!

Zu wissen, dass wir mit unserer Entscheidung zu reisen, das Richtige gemacht haben. Die Zeit die uns bleibt ist beschränkt und zu kostbar um diese im normalen Alltagsstress zu verbringen.Dass alle Reisende das selbe sehen und es doch jeder ganz anders interpretiert/erlebt."

 

(Yasha und Jürgen 912 Tage unterwegs)

 

Ganz besonders viel mir in allen gelesenen Reiseberichten auf wie immer wieder betont wurde, das alle über die Höflichkeit, Hilfsbereitschaft, Offenheit der Menschen in den bereisten Ländern überrascht waren. Was sich auch in der von uns bisher gemachten Erfahrung wiederspiegelt, je Ärmer das Land desto Hilfsbereiter, waren die Menschen.

 

 

 

44°39'48.0"N 63°37'33.0"W

Start 20.06.18   Start km  53.517  Halifax    derzeit km 103.404 = km  49.887  123 Tage    402  km Durchschnitt

 

Ausgaben :

Lebensmittel   3.402 €  (davon 1358 €  Zig,Alk,Wein)

Benzin              3.933 €

Übernachtung    675 €

Essen gehen      403 €

Maut/Fähre        732 €

18.10.2018